Kantine26 on Facebook
ab 18
Kantine26 on Facebook

Rock-Show in Schwäbisch Hall : Die Energie einer magischen Nacht

In ihrem 19. Jahr erreicht die Rock-Show ein neues Level. So haben Hunderte Metalheads am Wochenende in der Kantine lokale Größen und nationale Stars gefeiert.

15. November 2023, 17:40 Uhr Schwäbisch Hall – Quelle: swp.de >>

Eisbrecher-Frontmann Alex Wesselsky hat auch bei seinem dritten Auftritt in der Haller Kantine großen Spaß. © Foto: Jochen Höneß

Am Ende brüllt sie es wieder ins Mikrofon, wie schon so viele Male zuvor, und abermals brüllt es aus dem schwitzenden Publikum zurück: „Fuck you, I won‘t do what you tell me!“ Die ultimative Protesthymne von Rage Against The Machine hat schon 31 Jahre auf dem Buckel, doch wenn Steffi Zott sie vorträgt, versprüht sie dieselbe Energie wie 1992, im Original von Zack de la Rocha. Mit „Killing in the Name“ endet in der Nacht zum Sonntag der Live-Part der Rock-Show in der Haller Kantine, da ist es etwa 2 Uhr. Der Club im Haller Osten hat sich bis dahin nur unwesentlich geleert, und bei so manchem Gast sieht man diesen Ausdruck im Gesicht, wie man ihn nur hat, wenn man gerade etwas Außergewöhnliches, Mitreißendes erlebt hat. Etwas, das einen körperlich fordert und einem dabei so viel zurückgibt: ein Metal-Konzert vom Allerfeinsten.

Viel Leidenschaft auf der Bühne

Dabei ist das, was Showrunner Marc Zillmann mit seinen Gefolgsleuten seit fast zwei Jahrzehnten auf die Beine stellt, mehr als nur ein Konzert. Bei der Rock-Show werden die größten Rock- und Metalsongs der großen Vergangenheit und spannenden Gegenwart dieser Genres live performt. Instrumental lassen Jürgen „Maui“ Maurer, Micki Richter, Max Lassmann und Evan K keine Fragen offen, spielen komplexe Stücke auf hohem Niveau und mit viel Leidenschaft. Auch Schlagzeuger Tino Calmbach liefert bei dem mehrstündigen Set absolute Präzision aus der Rhythmus-Abteilung. Und dann sind da noch all die Sängerinnen und Sänger, und das ist eben so viel mehr als nur irgendein Coverrock-Abend.
Drei Stunden lang, von kurzen Pausen unterbrochen, geben die Musikschaffenden Vollgas, diesmal mit einem deutlichen Metal-Schwerpunkt. Komplexe Stücke, die man wohl noch nie gut gecovert gehört hat, donnern derart präzise und sauber abgemischt aus den Lautsprechern, als wäre es das Normalste der Welt. Marc Zillmann schmettert hüpfend „Throne“ von Bring Me the Horizon heraus, Sascha Breithaupt zeigt mit melodischen Rock- und Metalsongs seine stimmliche Bandbreite. Und Dome Christoph prügelt „Raining Blood“ von Slayer derart versiert ins Mikro, dass Tom Araya, langjähriger Bassist und Sänger von Slayer, sicher große Augen gemacht hätte, wäre er dabei gewesen.

„Auf die nächsten 1000 Jahre!“

War er nicht, da hat er was verpasst. Ganz anders Alex Wesselsky: Der Eisbrecher-Frontmann steht schon das dritte Mal auf der Bühne der Kantine, und er liefert auch gleich eine Erklärung mit: „Das find ich großartig: dass es sowas gibt wie das hier! Auf die nächsten 1000 Jahre!“ Er singt „Miststück“ seiner früheren Kapelle Megaherz, „Augen auf!“ von Oomph, natürlich auch was von Eisbrecher („Was ist hier los?“) und zwei Songs von Rammstein. Neue Deutsche Härte, am unteren Ende der Tonleiter.
An deren anderem Ende ist Hannes Braun zu Hause, dessen schwäbische Metal-Combo Kissin‘ Dynamite ebenso wie Wesselskys Mannen sonst vor Tausenden, wenn nicht Zehntausenden Leuten spielt. Die Kantine kann da zahlenmäßig natürlich nicht mithalten, doch die Atmosphäre, die Energie, die Nähe der Fans zur Musik und den Musikern lässt auch nationale Genre-Größen gerne nach Hall kommen. Braun ist zum ersten Mal da, und er braucht nur wenige Sekunden, um den ganzen Laden mitzureißen. Von den Scorpions bis zu Bon Jovi und natürlich eigenen Songs liefert er eine Live-Performace ab, wie man sie in der Schwäbisch Haller Kantine noch selten erlebt hat.
Tosender Applaus, Jubel, Mosh- und Circle-Pits, Hunderte gen Himmel gereckte Arme, Hände, Fäuste sind der Lohn für die Musiker dieses denkwürdigen Abends, der das Format „Rock-Show“, das seinen Anfang in den NCO-Club-Zeiten nahm, aufs nächste Level gehoben hat. Man darf gespannt sein, welche Acts Marc Zillmann und sein Team das nächste Mal an Land ziehen. Nach diesem Abend scheint nichts unmöglich.

Uhr Schwäbisch Hall – Quelle: swp.de